Welches ist der Kern der Freimaurerei?
Das Wesentliche bei allen Freimaurerlogen auf der ganzen Welt ist ihr Ritual. Dies ist nicht nur die Grundlage der Freimaurerei, sondern auch die wesentliche Unterscheidung gegenüber allen anderen nichtkirchlichen Gemeinschaften, Verbänden, Bünden, Vereinigungen usw. Die rituellen Arbeiten und die darin verwendeten Symbole stellen die gemeinsame Basis aller Freimaurer der Erde dar. Sie dienen als jedermann verbindliches Bindeglied auch dort, wo Menschen verschiedener Sprachen zusammenkommen.
Was ist ein Ritual? Es ist der feierliche Ablauf des Geschehens im Tempel (Tempelarbeit) und vermittelt die freimaurerische Lehre in besonderer zeremonieller Form, vor allem in Symbolen und symbolischen Handlungen sowie in Wechselgesprächen zwischen dem Meister vom Stuhl und den beiden Aufsehern.
Das Ritual enthält Erkenntnisse und Erfahrungen der Menschheitsgeschichte, die zeitlos sind und durch diese gebundene Form der Nachwelt weitergegeben werden. Dabei wird nicht nur auf das Brauchtum der Bauhütten-Bruderschaften des Mittelalters zurückgegriffen, sondern auch auf die Weisheiten der Mysterienbünde des Altertums. Diese versuchten bereits vor 3000 Jahren, die unbewussten Bereiche des Menschen durch ein emotionales Erlebnis aufzuschließen.
Weshalb tragen Freimaurer bei Arbeiten besondere Kleidung?
Die Bekleidung der Freimaurer leitet sich von der Berufskleidung der Steinmetzen und Maurer ab. Sie wird nur bei der Tempelarbeit getragen. Alle Brüder sind gleichförmig im schwarzen (oder dunklen) Anzug und mit weißem Hemd gekleidet, um ihre Gleichheit zu betonen. Alle tragen einen Schurz, der bei den Steinmetzen früher aus Leder war, um beim Behauen der Steine die Splitter aufzufangen. Dann Handschuhe, früher als Arbeitsschutz, heute weiß als Zeichen der Reinheit unserer Arbeit und Gesinnung. Schließlich das Logenabzeichen, um erkennen zu können, aus welcher Bauhütte (Loge) der Bruder kommt.
Wie ist der Freimaurer-Tempel aufgebaut?
Als Tempel kann im Grunde jeder geeignete Raum genutzt werden. In der Anfangszeit der Freimaurerei tagten die Brüder in Gaststätten und nutzten einen ungestörten Raum als Tempel. Wo die Möglichkeit besteht, ist der Tempel ein festlicher, meist in Blau gehaltener Raum mit verhängten Fenstern, um die Abgeschlossenheit gegenüber der Außenwelt zu betonen. Seine Achse wird immer von Ost nach West angenommen, selbst wenn die tatsächliche Orientierung anders ist. Im Osten sitzt der Meister vom Stuhl, im Westen die Aufseher. Im Norden und Süden nehmen die Brüder Platz. In der Mitte des Tempels liegt ein Ritualteppich mit Symbolen. Er ist von den drei Säulen umgeben, welche Weisheit, Schönheit und Stärke symbolisieren.
Nur bei bestimmten Gelegenheiten (z.B. Rosenfest, Weihnachtsfeier) werden Schwestern (die Lebensgefährtinnen der Brüder) und Gäste zu einem besonderen Zeremoniell in den Tempel eingeladen.
Warum nennen Freimaurer ihren Versammlungsraum einen Tempel?
Der Tempel ist ein Ort der Einkehr, der Kontemplation, der Andacht. Die Bezeichnung „Tempel“ geht zurück auf den Salomonischen Tempel, dem ersten großen, steinernen Bauwerk, das in der Bibel genannt wird. Ihn haben die Steinmetzen des Mittelalters, später die Freimaurer zum Vorbild genommen. Sie betrachten den Tempel als Baustelle. Auf ihr soll sich einmal der Tempel der Humanität symbolisch erheben.
Was kann man sich unter einer freimaurerischen Arbeit vorstellen?
Eine freimaurerische Arbeit ist der Ablauf des Rituals im Tempel. Zu einem guten Teil ist das Ritual im Wortlaut genau festgelegt und geht überwiegend auf Texte zurück, die vor 200 Jahren in gleicher Weise vorgetragen wurden. An zentraler Stelle steht ein Vortrag, den der Redner oder ein anderer Bruder über freimaurerische Themen hält. Besondere Arbeiten sind die Aufnahme eines neuen Bruders, die Beförderung zum Gesellen oder Meister. Jedes Jahr wird das Stiftungsfest (Geburtstag der Loge) und das Johannisfest (24. Juni, Ende des Maurerjahres) gefeiert. Der Ritual-Text ist bei den einzelnen Großlogen etwas unterschiedlich, im Ablauf aber überall sehr ähnlich.
Was soll ein Ritual bewirken?
Im Ritual wird der Bruder aus dem Alltagsgeschehen herausgehoben und „ordnet sich bewusst in die Gesetzmäßigkeit des großen kosmischen Geschehens ein. Er soll durch diese lebendige Beziehung zwischen Mikrokosmos und Makrokosmos lernen, sein Leben in zunehmendem Maße aus einem übergeordneten Bewusstsein zu gestalten.“ (Hjalmar Vollkammer) Diese Rückbesinnung ist ein Weg zur Wiederherstellung des menschlichen Gleichgewichts, das im täglichen Stress und Trott verloren zu gehen droht. Hierdurch schöpft der Bruder neue Kraft, die er nach Rückkehr in den Alltag unbedingt braucht. Man könnte das Ritual auch als eine Art Meditationsübung bezeichnen. Die Wirkung ist abhängig von der Tiefe der Aufgeschlossenheit jedes einzelnen.
Hebt sich die freimaurerische Arbeit vom Alltag ab? In der freimaurerischen Arbeit lassen die Brüder den Alltag möglichst weit hinter sich, um sich in Kontemplation, fast schon in Meditation einzustimmen. Bereits die altertümliche Sprache des Rituals nimmt die Brüder aus dem Alltag heraus. Die einheitliche Kleidung, die Aufhebung der profanen Zeitrechnung, die besondere Orientierung des Tempels nach den Himmelsrichtungen, die Dunkelheit und der Kerzenschein hebt die Brüder aus dem Geschehen des Alltäglichen heraus. Durch den Ablauf des Rituals werden die Brüder in eine „andere Welt“ versetzt, in ihrem Innern angerührt und schöpfen neue Kraft, die ihnen im Alltag weiter hilft.
Ist das Ritual eine heilige Schrift?
Das wortgetreue, einzige Ritual gibt es nicht. Im Laufe der Zeit haben sich je nach Loge oder Großloge oder nach Land etwas unterschiedliche Rituale herausgebildet. Immer aber greift man auf möglichst alte Texte zurück. Die ältesten Texte stammen von der englischen Großloge, die sich 1717 in London bildete. Natürlich haben sich durch Übersetzungen, durch philosophisch oder anderweitig orientierte Bearbeiter im Laufe der Jahrhunderte mehrere Varianten gebildet. Deshalb gibt es kein für alle verbindliches Ritual, keine „heilige Schrift“. Allerdings pflegt jede Großloge für ihre Tochterlogen jeweils verbindliche Texte herauszugeben. Aber: trotz unterschiedlicher Variationen, ist Ablauf, Inhalt und Sinn praktisch überall gleich und ermöglicht die Teilnahme auch in anderssprachigen Ländern.
Wozu braucht der Freimaurer Symbole?
Kein Mensch kann ohne Symbole leben. Er braucht sie, um seine Welt zu ordnen und die Erfahrungen seines Lebens auszudrücken. „Ich halte die Sprache der Symbole für die einzige Sprache, die jeder lernen sollte.“ (Erich Fromm) Die Symbole sind die Grundlage der Freimaurerei und das wichtigste Ausdrucksmittel im Ritual. Symbole sind für den Freimaurer Werkzeuge zur praktischen Lebenshilfe und Brücke zum Irrationalen. Universelle Symbole sind unerschöpflich und werden immer wieder neu interpretiert. Dieselben oder sehr ähnliche Symbole verbinden die Freimaurer in allen Ländern der Erde.
Was bedeutet: „Arbeit am rauen Stein“?
Die Freimaurer sind dabei, symbolisch den Tempel der Menschheit, den Tempel der Humanität zu bauen.
Dabei stellen sie sich vor, dass die Bausteine hierzu sie selbst sind, also die Brüder. Im Steinbruch sind die Steine noch roh und unbehauen. Um in das Bauwerk zu passen, müssen sie bearbeitet und geformt werden. Wer in den Freimaurerbund aufgenommen wird, ist zunächst ein rauer Stein. Erst bei der „Arbeit am rauen Stein“ kann man allmählich erkennen, wozu der einzelne Stein gebraucht werden kann. Die besonders festen sind für das Fundament bestimmt, die weichen Sandsteine lassen sich gut für Verzierungen oder Figuren bearbeiten. Darum ruft man dem Freimaurerlehrling zu: „Erkenne dich selbst!“ Die Arbeit am rauen Stein ist das Erkennen der eigenen Möglichkeiten und das Beginnen, am eigenen Stein die störenden Unebenheiten und Ecken abzuschlagen, damit sich der Baustein in den Tempelbau einfügen läßt. Der Einfluß der brüderlichen Gemeinschaft in der Loge ist dabei unerlässlich. So kann jeder raue Stein einmal zu einem gut behauenen Werkstück werden. Diese wichtige Arbeit findet kein Ende. Die Form des idealen Kubus erreichen wir auf unserer irdischen Lebensbahn niemals ganz. Deshalb reißt die Arbeit am rauen Stein nie ab.
Welche Symbole gelten als typisch freimaurerisch?
Wenn man Symbole sucht, die in der heutigen Zeit die Freimaurer kennzeichnen, kann man nur „Zirkel und Winkel“ nehmen. Es sind zwei Werksymbole aus den mittelalterlichen Bauhütten, die (ineinander verschränkt) gemeinsam auftreten. Als Anstecknadel werden sie auch im profanen Leben von vielen Freimaurern getragen.
Der Zirkel steht für den Geist und der Winkel für die Materie, wie der Kreis das Göttliche und das Rechteck das Irdische bezeichnet. Diese beiden Pole bilden das Weltganze. Der Zirkel ordnet Einstellung und Gefühle des Bruders zu den Menschen seines Umfeldes. Man schlägt mit dem Zirkel einen Kreis. Der junge Bruder kommt in einen völlig neuen Kreis. Es ist ihm vorbehalten, diesen nicht zu klein (Abkapselung) und nicht zu groß (Oberflächlichkeit) zu wählen. Wie der Zirkel ein Mittel ist, um einen Kreis zu beschreiben, so ist die Loge ein Mittel, um zu den Idealen der Freimaurerei zu gelangen. Das Winkelmaß mit seinen Schenkeln Recht und Pflicht mahnt jeden Bruder, immer das Rechte, Richtige zu tun. Jeder Schenkel ist ein Lineal der Geradlinigkeit, an die wir bei unseren Handlungen immer wieder erinnert werden sollen.
Muss der Freimaurer einen fürchterlichen Eid schwören?
Bei der Aufnahme gibt der Kandidat eine Verpflichtungserklärung (Gelöbnis) ab. Vor 250 Jahren musste er stattdessen einen Eid leisten, der grausame Strafandrohungen enthielt. Da für die Freimaurer viele Vorgänge nur symbolisch ablaufen, waren damals die Todesdrohungen ebenfalls symbolisch und nicht wörtlich zu verstehen. Die Gegner der Freimaurerei haben diese Eide, die man heute noch nachlesen kann, zum Anlass genommen, den Freimaurern viele Morde zuzuschieben. Natürlich konnten sie keinen einzigen Fall konkret belegen, da es diese Morde nicht gab.
Was bedeutet das Hexagramm?
Der „Flammende Stern“ ist für die Freimaurer das Symbol des Transzendenten, des Numinosen. Es ist ein geistiges Licht, das dem Maurer auch in der tiefsten Finsternis seinen Weg erhellt. Meist ist es ein Hexagramm, das aus zwei ineinander verflochtenen Dreiecken dargestellt wird. Zwischen den Spitzen brechen Strahlen oder Flammen heraus. – Das Hexagramm war bereits in vielen alten Kulturen bekannt. Für die Griechen stand das mit der Spitze nach unten weisende Dreieck für Wasser oder irdische Materie und das aufwärts gerichtete Dreieck für Feuer, für Geist und alles Immaterielle. Die Verbindung dieser Gegensätze als Hexagramm war das Zeichen des Götterboten Hermes, der als Seelenführer zwischen dem Lichtreich der Götter und dem Dunkelreich der Unterwelt vermittelte. In anderen Kulturen drückt das Hexagramm die Überwindung der Dualität und damit die Harmonie im Weltall und im menschlichen Handeln aus. Dass Hitler dieses Zeichen zum unseligen „Judenstern“ umfunktionierte, ist tragisch, kann die ursprüngliche Bedeutung aber nicht aufheben.
Was bedeutet der Salomonische Tempel für die Freimaurer?
Das erste große steinerne Kultbauwerk in der Bibel ist der Salomonische Tempel. Er galt viele Jahrhunderte als Meisterwerk der Baukunst. Deshalb wurde er von den Steinmetzen der Dombauhütten zum sinnbildlichen Vorbild gewählt. Die sich daraus entwickelnden Freimaurer, die nur noch geistige Bauleute („spekulative Maurer“) waren, übernahmen ihn und setzten ihn dem zu bauenden Tempel der Humanität gleich. Deshalb findet sich auf vielen Symbolteppichen der Salomonische Tempel oder nur die 7 Stufen, die zu ihm führen und ihn andeuten.
Quelle: http://3wk.online/home/freimaurerei